Auf Saturns Ringbahn oder 11.000 Meter in der Tiefsee: Durch Virtual Reality Technologien (VR) werden Businessmeetings spektakulärer. Doch ist der Wow-Effekt der einzige Vorteil in der virtuellen Realität oder gibt es echten Nutzen für die Anwender?
Aktuelle Marktreife und Anwendungsszenarien
Im letzten Jahr haben sich neben hochpreisiger Hardware wie Oculus Rift oder HTC Vive auch günstigere Alternativen wie Googles Cardboard oder Samsungs Gear VR etabliert. Weniger bekannt: Im Hintergrund entwickeln sich VR optimierte soziale Netzwerke, wie AltspaceVR oder VTime. Diese bieten auch für Unternehmen die Möglichkeit Meetings in virtuellen Räumen abzuhalten, wie Michael Harlick von der Bank of Irland erleben durfte:
Just been trying @AltspaceVR in the office at @bankofireland , it feels like the future of collaboration pic.twitter.com/Ht2LUtVwox
— Mike Harlick (@MikeHarlick) July 15, 2016
Virtuelle Realitäten lassen sich für verschiedene Bereiche von Unternehmen einsetzen:
• Erlernen von Tätigkeiten (z.B. Simulation von Schweißen und Fallschirmspringen)
• Schulungen (z.B. MOOCs in virtuellen Hörsälen)
• Kundenpräsentationen
• Meetings
• Webinare
Was sind die Vor- und Nachteile?
Motivation – Gamification in der virtuellen Realität
Durch den Einsatz von Gamification-Prinzipien, wie klare Ziele und artifizielle Konkurrenz, lässt sich die Motivation der Teilnehmer steigern. So setzt beispielsweise die HTW Dresden auf spielerisches Lernen mit VR-Brillen. Die angehenden Ingenieure lernen das Schweißen in der virtuellen Realität und stehen dabei in Konkurrenz zu ihren Kommilitonen, die das Schweißen auf herkömmliche Art erlernen.
Gefahr – Lernminderung durch Ablenkung
Fakt ist: Meetings unter den funkelnden Polarlichtern Alaskas bieten ein ganz besonderes Flair, wobei die Außergewöhnlichkeit der Erfahrung auch deren größte Gefahr beinhaltet. Gerade Anfänger lassen sich von den atemberaubenden Umwelten häufiger ablenken. Unserer Erfahrung nach gewöhnen sich die Teilnehmer jedoch relativ schnell an das neue Umfeld, weswegen Unternehmen langfristig nicht mit negativen Effekten rechnen müssen. Aber sehen Sie einfach selbst:
Virtuell Räume überbrücken – Zeit sparen
Wie durch herkömmliche Technologien, lässt sich Reisezeit mit VR-Brillen sparen. Statt die Geschäftsreise nach Japan anzutreten, lassen sich in Zukunft auch persönliche Meetings in der virtuellen Realität abhalten. Im Gegensatz zu Videokonferenzen auch ganz persönlich, inklusive virtuellen Händedruck und Geschäftsessen durch Lieferdienste.
Verbindung spüren – ein menschliches Grundbedürfnis
Der größte Vorteil gegenüber klassischen Videokonferenzen liegt im direkten Kontakt mit den anderen Teilnehmern:
1. Nuancierte Körpersprache verstehen
Es werden immer mehr Sensoren verbaut, was Forscher optimistisch stimmt, dass in Zukunft Gestik, Kopfbewegung und andere körpersprachliche Kommunikationsträger besser verstanden werden. So lässt sich Kommunikationsaufwand reduzieren und ein Gefühl der räumlichen Nähe schaffen.
2. Augenkontakt
Einer der größten Nachteile von herkömlichen Videokonferenzen ist der fehlende Augenkontakt. Die Teilnehmer können sich nie gemeinsam in die Augen schauen, da bei dem Blick in die Kamera der Bildschirm aus den Augen verloren wird. Wie wichtig der Augenkontakt für menschliche Kommunikation und Vertrauensbildung ist, betont Eric Romo, Chief Executive von AltspaceVR im Wallstreet Journal. Die Menschen fühlen sich verbundener, wenn sie in die Augen der anderen Avatare schauen, so Romo. Das Potenzial dieser vermeitlichen „Kleinigkeit“ sollte nicht unterschätzt werden, so der Autor. In einer Welt in der Vertrauen die wichtigste Währung ist, kann ein intensiver Blick in die Augen des Gegenübers den Unterschied machen.
3. Dynamik und Atmosphäre
Viele Anwender berichten von Verbesserungen der Stimmung und der Atmosphäre im Vergleich zu herkömmlichen Videokonferenzen. Man sieht sich, kann sich in Zukunft spüren und sogar riechen – sich verbundener fühlen. Das macht Menschen glücklich, wobei zufriedenere Teilnehmer eher bereit sind sich in Meetings und Diskussionen einzubringen.
Virtuelle Realitäten und Webinare – Passt das zusammen?
Wir von PFG nutzen aktuell noch keine VR-Brillen für Webinare. Die technischen Voraussetzungen, z.B. die Anforderungen an das WLAN Netz, aber auch der Preis sind noch nicht soweit, als dass sich unsere Kunden solche Technologien leisten wollen. Trotzdem sehen wir das zukünftige Potenzial der virtuellen Realität. Höhere Motivation der Teilnehmer, Zeitersparnisse und schlankere Kommunikation: Die Zukunft der Webinare und Meetings findet sich nicht in grauen Bürokomplexen, sondern in der Umlaufbahn des Saturns.

Martin ist der Geschäftsführer der PFG GmbH. Darüber hinaus ist er Autor und Moderator für Business- und Technologie-Themen. Seine Passion sind Themen, die klare Botschaften für den nutzbringenden Einsatz von künstlicher Intelligenz, Robotik und Sensorik im täglichen, privaten und beruflichen Leben.