Erst ein Stromausfall, dann die Erleuchtung. Am ersten Tag der CES 2018 regnete es so intensiv wie seit 37 Jahren nicht. Am zweiten Tag bescherte die ungewöhnliche Feuchtigkeit dem Las Vegas Convention Center einen Stromausfall. Bei aller hochinnovativen Technologie kam mir sofort die Erkenntnis. Generatoren und Transformatoren brauchen auch dringend das Internet of Things. Wären die Aggregate schon mit modernster Sensorik ausgestattet gewesen, hätten sie rechtzeitig das Risiko des Umschlags durch das Kondenswasser erkannt. Und natürlich dank Smart Grid die erforderliche Strommenge schon über unkritische Wege zur Verfügung gestellt.

(Fast) alles ist vernetzt

Die Drehbank, an der der Gründer Robert Bosch seine ersten Werkstücke gefertigt hat. Jetzt ist dieses Museumsstück mit mit dem Internet verbunden. Das ist Internet of Things.

Bosch hat seinen Ausstellungsstand in der Central Hall beinahe verdreifacht. Autonomes Fahren, intelligente Infrastruktur für Städte, Elektroantrieb für Bikes und Autos. Es ist beinahe ein Heimspiel für den schwäbischen Zuliefergiganten. Selbstbewusstsein strahlt aus allen Exponaten und in Expertengesprächen. Aus dem Bosch-Museum haben die findigen Entwickler eine manuelle Drehmaschine mit nach Las Vegas gebracht und sie mit moderner Elektronik internet-ready gemacht. Sensoren erfassen selbst bei dem historischen Exponat alle wichtigen Messparameter und stellen die Daten vernetzt zur Verfügung. Ein gutes Beispiel für die Fähigkeit alles zu vernetzten, selbst Werkzeuge und Maschinen aus der alten, analogen Welt.

Datenhunger ohne Stillstand

Alle Daten nutzen nichts, wenn sie nicht erfasst, gespeichert und analysiert werden, um neue Muster zu erkennen oder Entscheidungen zu treffen. Dank der Sensorik und beinahe allgegenwärtiger Bilderkennung explodieren die Datenmengen. 1,4 Terrabyte soll die Datenmenge umfassen, die ein modern ausgestaltetes Auto in einer Fahrstunde produziert. Vier Terrabyte sind es an einem durchschnittlichen Tag. Das entspricht der Speicherkapazität von etwa 16 iPhones X in der höchsten Ausbaustufe. Macht in einem durchschnittlichen Arbeitsjahr die Kapazität von rund 3.500 iPhones aus.

Mega-Cloud und Energiehunger

Nicht die Menge stellt die Betreiber von Mobilitätsdiensten vor Herausforderungen, sondern die Geschwindigkeit, mit der diesen Datenmengen erfasst und übermittelt werden und zu immer zu korrekten Entscheidungen führen. Das geht in der Fläche nur mit dem 5G-Netz und der passenden Glasfaser-Infrastruktur. Rosige Zeiten für Erbauer und Betreiber von Rechenzentren, die dem Datenhunger erst das richtige Fundament verpassen. Wären die Energiekosten in Deutschland günstiger oder würden überschüssige Strommengen aus alternativen Quellen nicht ins Ausland verschenkt werden müssen, könnte der deutsche Rechenzentrumsmarkt eine noch höhere Wachstumsdynamik aufweisen. Hier liegen übrigens Länder wie Island oder Finnland deutlich vorne.

Mehr Geschwindigkeit für alle

„Speed for need“. Mehr Datentraffic braucht mehr Geschwindigkeit. Hier meine ich nicht die Geschwindigkeit, mit der private Haushalte ihren täglichen Vergnügungen nachgehen können. Hier geht es um die enorme Menge an Datenströmen, die verarbeitet werden müssen, um Smart Living, Smart Mobility und Smart Cities zu ermöglichen. Warum gibt es eigentlich so wenig Städte, die ihre datentechnische Entwicklung der Smart Urbanity selbst in die Hand nehmen? Statt auf Versprechungen der Industrie mit ihren „offenen“ Plattformen zu setzen, könnten sich Städte mit einer selbst gemanagten, offenen Infrastruktur zu Innovations- und Gesellschafts-Magneten entwickeln, die plötzlich im Zentrum des Interesses stehen. Davor haben übrigens die Industrievertreter Angst, wie sie unter vorgehaltener Hand im Vier-Augen-Gespräch zugeben. Singapur lässt grüßen.

By the way. Es geht auch mal ganz profan zu auf der CES2018. Hello Kitty

Hello Kitty goes Internet of Things

Martin W. Puscher war vom 08.01. bis zum 12.01. auf der CES in Las Vegas. Er stöbert durch Ausstellungshallen, lauscht bei Keynote-Sessions, interviewt Besucher und will erspüren, wieviel Digital Drive in den verschiedenen Branchen ist.
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