Keine Knöpfe, keine Tasten, kein Schlüssel. Fröhliche Musik erklingt aus dem Fahrzeug, als sich die automatisch öffnenden Türen gleitend zur Seite bewegen. Meine Mimik verrät meine Stimmung. An Hand von Micro Expressions analysiert das Identity-System meine Gefühlslage. Die ausgewählte Musik entstammt meiner Lieblings-Playlist. So ähnlich und noch viel komfortabler und sicherer soll der neue, fünf Meter lange Elektro-Geländewagen aus dem Hause Byton sein. Hier steckt kein deutscher Konzern hinter den findigen Ideen, sondern die chinesischen Technologiegiganten Tencent und Foxconn. Präsentiert vom deutschen Byton-Chef Carsten Breitfeld auf der CES in Las Vegas.

Ich bin nicht mehr so ein Auto-Freak, wie vor einigen Jahren. Die Diesel-Lüge hat auch bei mir deutliche Einschränkungen des Grundvertrauens bewirkt. Statt Volkswagen sehe ich viele Widersprüche. Kaum ein Autohersteller oder Zulieferer kommt in diesem Jahr an der CES vorbei. Konzepte für das autonome Fahren, für das Absaugen von Nutzerdaten. Ein rollender Medientempel, ein Wohnzimmer für unterwegs, so stellen sich die Forscher die digitale Zukunft der Fortbewegung vor. Kein Wunder, dass bei diesen beeindruckenden Bildern und Aussichten die Besucher der CES darum drängeln, einen Blick auf die neue Zeit der Mobilität zu erhaschen. Ich frage mich: „Ist das also ein Vorgeschmack auf die echte Zukunft oder eine trugreiche Illusion aus der Wüstenstadt?“

Elon Musk wurde bei seinen ersten Ankündigungen zur Produktion der Tesla Fahrzeuge bewundert und belächelt zugleich. Toll, dass er es den etablierten Autokonzernen zeigen will. Wie kann ein Anfänger nur davon träumen, eine komplexe Serienproduktion aus dem Boden zu stampfen; er wird scheitern. Beide Seiten haben ein bisschen Recht und liegen doch ganz weit weg von der Realität. Die gesamte Menge der abgesetzten Tesla Fahrzeuge ist immer noch verschwindend gering im Verhältnis zu Ford, Toyota, Mercedes und Co. Und die Produktion des neuen Modells Tesla 3 hinkt den Erwartungen weit hinterher.

Was hat das alles mit der CES Show in Las Vegas zu tun?

Auf den inzwischen viel zu kleinen Ausstellungsflächen tummeln sich nicht nur die Anbieter von Hardware und tollen Zukunftsmodellen, sondern vor allem findige Softwareunternehmer, die beinahe im Sekundentakt neue Geschäftsmodelle und Apps in den Markt werfen. Wer glaubt, dass Uber die bestimmende Größe der urbanen Mobilität sein wird, dem kann ich heute schon mal sagen. Nein, Uber ist ein Übergangsmodell. Ford hat nicht umsonst eine der großen Investitionsprojekte für den nordamerikanischen Markt auf der CES angekündigt. Eine Initiative, die beinahe alle digitalen Assets in einem für Partner offenen Ecosystem verbindet. Ob Car-Sharing, Elektro- oder Brennstoffzellenantrieb, autonomes Fahren, Parkplatz-App oder Date-to-Drive… Es wird bunter und vielseitiger, die Mobilität und die ersten nachhaltigen Modelle schaffen es jetzt in den Alltag.

Was mich fasziniert:

Die unheimliche Begeisterung, mit der App-Entwickler und Hardware-Schrauber halbfertige oder skizzierte Modelle dem geneigten Besucher anpreisen. Und ehrlich: Diese Freude und Lust auf Zukunft ist ansteckend. Sie gibt mir Impulse, auch mein eigenes Business anders zu betrachten. Und es ist eine prächtige Motivation – gerade zu Beginn des fast noch jungfräulichen Jahres.

Martin W. Puscher ist vom 08.01. bis zum 12.01. auf der CES in Las Vegas. Er stöbert durch Ausstellungshallen, lauscht bei Keynote-Sessions, interviewt Besucher und will erspüren, wieviel Digital Drive in den verschiedenen Branchen ist.
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